Die Entstehung der Tagebücher

Während des Krieges führte Gottfried Rinker stets ein kleines Fronttagebuch mit sich und schickte die vollen Exemplare zurück in die Heimat. Nach seiner Rückkehr war es ihm unmöglich seiner Familie oder seinen Freunden über die Erlebnisse des Krieges zu berichten. Bei Nachfragen blockte er stets ungehalten ab und zog sich in seine stille Dachkammer zurück. Um die Geschehnisse zu verarbeiten, fing er an die teils sehr mitgenommenen Frontbücher in neue DINA4-Tagebücher umzuschreiben und schmückte den Text mit Zeitungsberichten, eigenen Fotos, Frontpostkarten und zahlreichen detaillierten Kartenskizzen. Viele dieser Zeichnungen sind derart exakt, dass es noch heute möglich ist, die damaligen Schützengräben der Front im Argonnenwald in Frankreich aufzuspüren und in den Fußstapfen Gottfried Rinkers zu wandeln. Während seiner Arbeit an den Tagebüchern durfte niemand die Dachkammer betreten oder ihn beim Schreiben stören. So verfasste er 5 Tagebücher mit insgesamt 1150 Seiten in feinsäuberlich geschriebener Kurrentschrift, der damals gebräuchlichen Schriftform (sehr änhlich der Sütterlinschrift).

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Überblick über den Inhalt

Das Werk umfasst den Zeitraum von März 1911 bis Februar 1919. Ort der Handlung ist bis Mitte 1917 die Westfront in Belgien und Frankreich. Einen großen Teil des Krieges verbringt er in der bekannten Argonnenschlacht in Frankreich, aber auch in der Champagne, Flandern und vor den Städten Ypern und Verdun. Erst im Mai 1917 wird seine Kompanie an die Ostfront verlagert, was damals eine große Erleichterung für das Soldatenherz bedeutete. Der Kampf gegen Rußland lief weitaus erfolgreicher und die Verlustzahlen waren nicht so hoch wie an der Front vor Verdun. Der Einsatzbefehl führt als Teil der 7. Landwehr-Division über Polen und durch die Ukraine bis runter ans Asowsche Meer nach Taganrog. Dort erfährt das Regiment am 10.11.1918 von der Flucht des Kaisers und der Republikgründung unter Scheidemann. Eigentlich sollte der Krieg nun beendet sein, doch die Heimreise durch ehemals besetztes Gebiet erweist sich als oftmals tödlicher Spießroutenlauf und viele Kameraden lassen ihr Leben auf dem Weg zurück zu den Lieben. Am 17.01.1919 kehrt Gottfried Rinker zu seiner Frau nach Ötlingen zurück.

Orden

Die Digitalisierung der Tagebücher

Um diese einzigartigen Werke dauerhaft zu erhalten, wurden alle Tagebücher im Orginal eingescannt und die Kurrentschrift in gebräuchliche Schriftform übersetzt. Aufgrund des großen Umfangs benötigte die Digitalisierung viel Zeit und Sorgfalt. Innerhalb der letzten 2 Jahre wurde die Arbeit am Scanner und die Aufbereitung der Bilder, Karten und Skizzen am Computer erfolgreich beendet. Obwohl zuerst nur die Erhaltung der Werke geplant war, entstand bald der Wunsch die Kriegserlebnisse von Gottfried Rinker auch anderen interessierten Menschen zugänglich zu machen. So entstand eine erste Version dieser Internetseite, die mittlerweile zahlreiche Veränderungen erfahren hat. Viele Nachfragen der Leser und Kontakte zu Hobbyforschern und Militärhistorikern erweckten dann mein Interesse daran dieses Projekt in Form eines Buches zu veröffentlichen.
Ein Jahr lang wurde am Buchskript gearbeitet, das alle schriftlichen Texte beinhaltet und dazu angepasstes Bildmaterial. Eine Übernahme aller enthaltener Bilder, Frontkarten, Zeitungsartikel und Skizzen würde den Rahmen eines Buches sprengen. Da kein Verlag Interesse an einem unbekannten Kriegstagebuch zeigte, traf ich die Entscheidung das Projekt im Eigenverlag herauszugeben und konnte mit dem Winterwork-Verlag einen geeigneten Partner finden. Das Buch ist Mitte Oktober 2012 im Buchhandel erschienen und bisher ganz auf Mund-zu-Mund Propaganda angewiesen.
Diese Internetseite wird dazu Leseproben, Begleitmaterial und Zusatzinformationen anbieten. Die Homepage wird entsprechend dem Fortschritt der Arbeiten inhaltlich erweitert und angepasst werden.